Regensburg ist eine wichtige Drehscheibe für den Güterverkehr. Bisher transportieren Unternehmen den Löwenanteil ihrer Güter auf den Straßen. Das könnte auch anders sein. Doch der Ausbau der Schienen hinkt stark hinterher.
Ab Regensburg nordwärts muss die Diesellok ziehen. Denn die Schienen auf der Strecke nach Hof an der bayerischen Nordgrenze sind nicht elektrifiziert. Befahren also elektrisch betriebene Züge aus anderen Regionen diesen Abschnitt, müssen sie umsatteln: E-Lok weg, Diesellok her. Dieser Lokwechsel zieht längere Fahrzeiten nach sich – und das nicht ohne Folgen: Für die Unternehmen in der Region, die den Löwenanteil ihrer Güter per Lkw auf Straßen transportieren, gibt es bislang kaum Anreize, auf die Schienenwege umzusteigen. „Für den Güterverkehr sind die Strecken derzeit weitgehend unattraktiv oder unwirtschaftlich“, schreibt selbst die Deutsche Bahn auf ihrer Webseite zum Bahnausbau Nordostbayern. Regensburg, das wirtschaftliche Kraftzentrum Ostbayerns, ist auf bestimmten Bahnstrecken noch immer abgehängt.
„Regensburg ist für Ostbayern eine wirkliche Logistikdrehscheibe geworden.“ Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU)
Dabei gilt die Stadt auch auf Bundesebene als wichtiger Knoten für den Güterverkehr. Das hat der Bundesverkehrsminister erkannt. „Regensburg ist für Ostbayern eine wirkliche Logistikdrehscheibe geworden“, sagt Andreas Scheuer (CSU) der Mittelbayerischen.
Elektrifizierung ist längst überfällig
Donau, Schienen und Straßen – gerade die Verknüpfung dieser Verkehrswege macht den Standort aus Sicht des Ministers attraktiv. Die nördliche Bahnanbindung über Schwandorf, Weiden, Marktredwitz bis nach Hof ist dabei eine entscheidende Achse, um Ostbayern an bundesweite Güterverkehrsrouten anzuschließen. „Es ist höchst interessant, wir diskutieren gerade die Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen Regensburg und Hof“, sagt Scheuer.
„Höchst interessant“ und „gerade“ diskutieren? Es klingt so, als hätte der Verkehrsminister die Notwendigkeit dieses Ausbaus erst jetzt erkannt. Dabei drängt die Wirtschaft in der Region seit vielen Jahren darauf. „Die Elektrifizierung in Richtung Hof fordern wir schon seit langem. Das ist auch die Rückmeldung, die wir von Unternehmen bekommen“, sagt Thomas Genosko, Leiter der Abteilung für Standortpolitik, Innovation und Umwelt bei der IHK Regensburg für Oberpfalz und Kelheim. Die Strecke sei wichtig für die Anbindung an die Nordseehäfen Hamburg und Bremerhaven. Auch der Ausbau zwischen Regensburg und Obertraubling ist ihm ein besonderes Anliegen, mindestens ein drittes Gleis sei hier notwendig.
„Die Schiene ist natürlich eine umweltfreundliche Alternative. Dafür bräuchten wir aber in der Region noch einige Voraussetzungen.“ Thomas Genosko, Leiter der Abteilung für Standortpolitik, Innovation und Umwelt bei der IHK Regensburg
Zwar sei die Straße nach wie vor der wichtigste Verkehrsträger für Unternehmen in der Region, sagt Genosko. Denn nicht in jedem Ort und entlang jeder Straße ließen sich Schienen bauen. Dennoch habe die Schiene von allen Verkehrsträgern das größte Potenzial für einen Zuwachs im Gütertransport. Prognosen für den IHK-Bezirk gehen demnach von einer Steigerung von rund 40 Prozent bis zum Jahr 2030 im Schienengüterverkehr aus, betroffen seien vor allem exportorientierte Unternehmen. „Die Schiene ist natürlich eine umweltfreundliche Alternative. Dafür bräuchten wir aber in der Region noch einige Voraussetzungen“, sagt der IHK-Experte. Eine Stärkung des Knotenpunkts Regensburg sei für den Umstieg unerlässlich.
Entlastung für die Straßen
Mit der Elektrifizierung Regensburg – Hof wird eine wichtige Lücke geschlossen, sagt ein Bahn-Sprecher der Mittelbayerischen. „Wir wollen die Schiene in Deutschland stärker machen, dazu braucht es einen solchen Ausbau.“ Die Strecke wäre dann deutlich leistungsfähiger und würde folglich die Straßen massiv entlasten. „Ein einzelner Güterzug kann dann die Last von bis zu 70 Lkws durch das Naabtal ziehen. Das ist ökologisch genial.“ Die Bahn denkt in großen Netzen und hat, wenn sie über ostbayerische Strecken spricht, den gesamten sogenannten „Ostkorridor“ im Blick. Er fängt bei Regensburg an und führt über Hof, Leipzig, Halle, Magdeburg bis nach Stendal und Uelzen im Norden. Es soll die dritte große Güterverkehrsachse in Deutschland werden, neben der Achse im Westen (Basel – Mainz – Düsseldorf) und der zentralen Nord-Süd-Achse (Würzburg– Hannover – Hamburg).
„Ein einzelner Güterzug kann dann die Last von bis zu 70 Lkws durch das Naabtal ziehen. Das ist ökologisch genial.“ Bahn-Sprecher
Bisher liegt der lückenlose Ostkorridor noch in ferner Zukunft. Zwar ist der Ausbau in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans aufgerückt – doch der Bau ist noch lange nicht in Sicht. Verkehrsminister Scheuer spricht lediglich von einem „Planungsdialog“, der begonnen habe.
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Der komplette Text ist hier auf mittelbayerische.de zu finden (M*Plus).
Meinen Kommentar zum Thema – „Was man sät, das erntet man“ – gibt es hier.