Namen voller Geheimnisse

Klosterwirt, Pöppelschneider, Neubeck – so heißen drei der schmuckvollen Lupburger Häuser. Ihre Eigennamen erzählen von alten Zeiten und hinter ihren Mauern finden sich wertvolle Schätze.

Prächtig stehen sie da, der Klosterwirt, der Pöppelschneider und der Neubeck. Der Erste ist der Freigeist. Er ist unangepasst, ein bisschen widerspenstig und sticht mit seinem schmuckvollen Äußeren sofort ins Auge. Der Zweite ist der Edle. Er hat eine feine Klamotte an und zeigt sich gerne her. Der Dritte ist der Gesellige. Er steht auf der Sonnenseite, ist immer in Gesellschaft und hat eine offene Tür für jeden, der vorbei kommt. Der Klosterwirt, der Pöppelschneider und der Neubeck stehen rund um die Kirche in Lupburg im Landkreis Neumarkt. Jeder hat einen eigenen Charakter, zusammen prägen sie den historischen Ortskern des Marktes. Es sind diese alten Häuser, die Lupburg seinen besonderen Charme geben.

Fast jedes Haus im Ort trägt einen Namen. Viele von ihnen klingen in den Ohren, wenn man sie laut liest: der Schlamper, der Pfeiferl, der Schleiferbrandl, der Schusterbreindl. Einige der Namen reichen bis ins frühe 18. Jahrhundert zurück. Der Klosterwirt ist einer der Ältesten. Doch woher der Name des schmuckvollen Fachwerkhauses stammt, weiß heute keiner so genau.

Haus und Herr, beides Freigeister

Die Klingel scheppert laut. Dann öffnet, begleitet von blechernem Glockengeläut, Klaus Vögler die schwere Holztüre. Wie das Haus ist auch sein Herr ein Freigeist – das ist nicht zu übersehen. Graue lange Locken fallen um das schmale Gesicht mit dem grauen Vollbart. Die Jeansweste, die Vögler über seinem schwarzen Strickpullover trägt, hat einige Jahre hinter sich. Vögler senkt den Kopf und mustert den unangekündigten Gast über den Rand seiner Brille. Dann bittet er freundlich herein.

Die Decken sind niedrig, der Boden mit alten Dielen verkleidet, darauf verteilt bunte Teppiche. Klaus Vögler hat das Haus 1982 oder 1983 gekauft, ganz genau weiß er es selbst nicht mehr. Solche „jüngeren“ Jahreszahlen geraten ihm durcheinander, dafür sitzt historisches Wissen wie eine Eins: Der Keller des Klosterwirt-Hauses reicht in die Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg 1618 bis 1648 zurück. Der Rest des Hauses wurde im frühen 18. Jahrhundert gebaut.

Ob der Klosterwirt tatsächlich einen Bezug zu einem Kloster hat, konnte bisher niemand nachweisen. Feststeht aber, dass das Haus ab 1796 im Besitz des Wirts und Metzgers Michael Walter war und ab 1808 den Namen „beim Klosterwirth“ trug. Bis 1965 waren dort immer Wirte oder Metzger ansässig. Nachdem es einige Jahre leer stand, übernahm schließlich Vögler das Haus und renovierte es. Er legte das alte Fachwerk wieder frei, das unter dem Putz verschwunden war und dem Haus heute sein besonderes, schmuckvolles Äußeres gibt.

Die Schätze finden, nicht suchen

Ursprünglich stammt Klaus Vögler aus Frankfurt am Main. Was ihn in die Oberpfalz verschlagen hat? „Das Geschäft, die Liebe und wer weiß, was noch alles“, sagt der 69-Jährige, schmunzelt und verschwindet hinter einem der antiken Möbelstücke, mit denen das Erdgeschoss vollgestellt ist. Vögler, ein gelernter Schreiner, konnte mit Neuanfertigungen nie viel anfangen und verschrieb sich der Restaurierung. Eine schwere Truhe mit floralem Muster im Stil der italienischen Renaissance, daneben ein glatt polierter Biedermeier-Stuhl, ein bunt bemalter Bauernschrank, eine Jugendstil-Kommode – Vöglers Haus ist voll mit solchen Kostbarkeiten.

Er hat sie über die Jahre zusammengetragen und ihnen neuen Glanz verliehen. Suchen musste er keines der antiken Stücke, sagt er. „Finden. Man muss finden, nicht suchen.“ Und in den Lupburger Straßen findet man Häuser mit so besonderen Namen wie diesen: der Holliendl, der Hansüller, der Hocker, der Hansl.

Die komplette Reportage aus der Serie „Angeklopft. Besuche in Ostbayern“ gibt es hier auf der Multimedia-Plattform MZ-Stories!