Feuertrunken im Schnee

Der Kindergarten in Wald im Landkreis Cham hat eine Waldgruppe ins Leben gerufen. Die „Ameisen“ bauen Hütten und Schaukeln im Wald und lassen sich selbst vom Schnee und Matsch nicht abschrecken.

Aus dicken Schneeflocken ist ein satter Regenguss geworden, der der Gemeinde Wald im westlichen Landkreis Cham ein tristes Gesicht gibt. Der Himmel und die Schneehaufen am Straßenrand sind grau, Schmelzwasser fließt in Rinnsalen über Straßen und Gehwege. Der Ort ist an diesem Januarvormittag wie leer gefegt. Kein Wunder. Es ist ein Wetter, bei dem man alles tut, um bloß nicht nach draußen gehen zu müssen: kalt, nass, ungemütlich.

Und dann dringen quirlige Kinderstimmen vom Waldrand in das Wohngebiet am südlichen Ortsrand. In der Ferne leuchten bunte Jacken und Mützen. Mitten im Schnee-Matsch-Gestöber spielen Kinder auf der Wiese hinter den Häusern. Sie sind mit Freude bei der Sache – dem Wetter zum Trotz.

Den eigenen Abenteuerspielplatz geschaffen

Es sind die „Ameisen“, die sich hier tummeln. Seit vergangenen September gibt es die Waldgruppe des katholischen Kindergartens St. Laurentius in Wald. Auch in den Wintermonaten sind die Kinder mit ihren Kindergärtnerinnen draußen. Im Wald haben sie sich ihren eigenen Abenteuerspielplatz geschaffen: Eine selbstgebaute Schaukel schwingt an einem Ast, Hütten aus Ästen und Gestrüpp bieten Unterschlupf, die Spielküche ist aus Paletten und Brettern gezimmert, an den Bäumen hängen selbstgebaute Vogelhäuschen.

Emma (5) und Mika (5) zeigen ihr Reich unter den Bäumen stolz her. Die Ameisen haben sogar Tipis gebaut, in denen man sich wunderbar verstecken kann, weil es dort so schön dunkel ist, erklärt Mika. Emma findet den Kletterbaum am besten. „Dort können wir klettern so viel wir wollen“, sagt die Fünfjährige. Und Mika, auch fünf Jahre alt, erzählt im Flüsterton, dass er bei einer Schatzsuche einen Schatz vergraben hat. Wo genau er liegt, weiß er nicht mehr. Aber auch egal, denn im Wald gibt es so viele andere spannende Dinge zu erkunden.

Jetzt gibt es 22 fleißige Ameisen

Als Kindergartenleiterin Birgit Hierl die Waldgruppe vor fünf Monaten ins Leben rief, hatte sie mit dem großen Andrang nicht gerechnet. 15 Anmeldungen waren die Zielmarke, um das Projekt überhaupt zu starten. Als selbst die Maximalzahl von 20 Plätzen nicht ausreichte, stellte Hierl beim Landratsamt eine Sondergenehmigung, um die Gruppe zu vergrößern. Nun gibt es 22 fleißige Ameisen.

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Die Reportage ist Teil der Serie „Angeklopft. Besuche in Ostbayern“. Alle Serienteile sind hier zu finden.