Rudi Sommer ist seit 35 Jahren überzeugter Grüner und das lebende Beispiel dafür, dass jeder Einzelne umweltbewusster leben kann. 2017 gab es aber Ereignisse, die seiner grünen Seele einen Stich versetzten.
Rudi Sommers Statement ist weiß-grün. Es fährt auf vier Rädern, hat eine Steckdose und steht vor Sommers Holzhaus. Der Kleinbus wurde in China gebaut, ein alter Dongfeng, und war früher eine „Sprit-Schleuder“, wie der Grünen-Politiker sagt. Heute steht der VW-Bus-ähnliche Wagen in Bruck in der Oberpfalz und fährt komplett emissionsfrei. Sommer rettete ihn vor zweieinhalb Jahren vor dem Schrottplatz und verlängerte sein Kleinbusleben mit neuen Lithium-Ionen-Akkus. Der Strom dafür kommt aus selbst gebauten Solarpanels auf Sommers Garagendach. Pro E-Mobilität, pro regenerative Energien, pro Recycling und Nachhaltigkeit, pro Schutz von Klima und Ressourcen – diese Botschaft steckt im Dongfeng. Rudi Sommer zeigt ihn gerne her. Nach fast 35 Jahren bei der Öko-Partei vertritt er bis heute leidenschaftlich die grüne Idee.
Stich in der Seele
Und dann gibt es Ereignisse, die Sommers grüner Seele einen Stich versetzen. So war es mit dem Dieselskandal, der sich in diesem Jahr ausweitete. „Das ist Betrug“, sagt der 61-Jährige und meint die Abgas-Manipulationen vieler Autobauer. „Die Verantwortlichen müssen vor Gericht.“ Im Sommer 2017 kamen neue Details in dem Skandal ans Licht, in dem sich bis dahin vor allem Volkswagen und Audi zu verantworten hatten. Eine Studie kam zu dem Schluss, dass die Bosch GmbH an der Entwicklung einer Software für VW und Fiat Chrysler beteiligt war. Inwieweit die Software die Abgas-Manipulationen begünstigte, ist bis heute nicht endgültig geklärt. Auch Audi kam unter Druck: Die VW-Tochter soll nicht nur in den USA, sondern auch hierzulande Abgas-Tests manipuliert haben. Es folgten belastende Indizien gegen Porsche. Schließlich gipfelten die Vorwürfe im Kartellverdacht: VW, Audi, Porsche, BMW und Daimler sollen sich jahrzehntelang illegal abgesprochen haben. Seit Dezember muss sich nun auch BMW rechtfertigen: Die Deutsche Umwelthilfe wirft dem Konzern vor, Dieselabgase nicht ausreichend zu reinigen und unzulässige Abschalteinrichtungen einzubauen.
Zuckerbrot und Peitsche
In Rudi Sommers Holzhaus ist weit und breit kein Autolärm zu hören. Er wohnt am Brucker Ortsrand abseits der Wohnsiedlungen. Hinter dem Haus liegt ein großer Weiher und Fischteiche, ringsherum Bäume und Felder. Für Sommer ist nicht nur die Abgas-Affäre an sich ein Skandal, sondern auch der politische Umgang damit. „Es wird eine schützende Hand über die Autoindustrie gehalten.“ Sommers Antwort auf die Verstöße: Zuckerbrot und Peitsche. Er fordert neben der Verurteilung der Verantwortlichen auch Fahrverbote für Diesel-Autos in Innenstädten. Zur Belohnung soll E-Mobilität stärker subventioniert und weiter ausgebaut werden.
Der Beitrag ist im Jahresrückblick 2017 der Mittelbayerischen Zeitung erschienen. Den kompletten Text gibt es hier.