Kein Feld der Technik wird so emotional diskutiert wie Künstliche Intelligenz. Dabei legt der Mensch den Spielraum der Maschinen fest.
Glaubt man den Technologieoptimisten aus dem Silicon Valley, dann übernehmen Maschinen bald die Weltherrschaft. Einige der Unternehmer von der San Francisco Bay fiebern auf den Moment hin, an dem Computer intelligenter werden als der Mensch. Singularität nennen sie diese technologische Zeitenwende: Ab dann schnellt wirtschaftliches Wachstum exponentiell in die Höhe, ein nie da gewesener Fortschritt, so die Vorstellung. Kosmologen verwenden den Begriff Singularität, um den Punkt zu beschreiben, an dem physikalische Gesetze ungültig werden. In der Physik gilt Singularität als ein Punkt, über den hinaus keine Aussagen mehr möglich sind, ein Punkt der Unendlichkeit.
Dabei ist diese Prognose nicht nur größenwahnsinnig. Sie ist auch schwammig und unpräzise. Denn zum einen schert sie alle Veränderungen durch KI über einen Kamm, ohne nach Anwendungsfeldern zu unterscheiden. Ganz so, als ließe sich autonomes Fahren mit medizinischen Diagnosen gleichsetzen. So, als seien Sprachassistenten wie Siri das Gleiche wie vernetzte Kühlschränke. Um die Möglichkeiten und Chancen der Technik beurteilen zu können, lohnt es sich, ihre Einsatzbereiche genau zu unterscheiden. Nur so ist ein differenziertes Urteil möglich.
Zum anderen tun einige Computereuphoriker so, als könnten Maschinen eigenständig die Macht an sich reißen. Natürlich werden Systeme darauf programmiert, eigenständige Handlungen auszuführen (z.B. Staubsaugerroboter) und aus vorhandenem Datenmaterial zu lernen (z.B. Chatbots). Dennoch entwickelt der Mensch das System und stellt die Daten zur Verfügung, aus der die Maschine lernt. Karsten Weber, der sich an der OTH Regensburg mit Technikfolgenabschätzung beschäftigt, formuliert es so: Google Translate kann zwar Sprachen auf eine Art und Weise übersetzen, die der Mensch technisch nicht mehr nachvollziehen kann. Trotzdem wird das System nicht plötzlich anfangen, eigene Gedichte zu schreiben.
Also: Der Mensch legt den Handlungsspielraum der Maschine fest. Auf den verantwortungsvollen Umgang mit großen Datenmengen kommt es jetzt an. Das gilt für Programmierer und Technologieunternehmer genauso wie für jeden Einzelnen von uns, der Google, Facebook, Amazon und Co. regelmäßig nutzt. Wir können selbst entscheiden, was wir preisgeben und was nicht.
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