Familie König betreibt in Elsendorf den wohl kleinsten Spargelhof der Region. Frau König führt den Hofladen und hütet ein Geheimnis.
Die Wärme lockte den Spargel dieses Jahr früh aus dem Boden. Die weißen Spitzen drückten sich Anfang April schon aus der sandigen Erde und spitzen neugierig nach draußen. Die grünen Stangen, die über der Erde wachsen, reckten sich mit ihren schuppigen Köpfen Richtung Sonne. Fast so, als wollten sie dem Frühling imponieren. Doch dann kam Mitte April die Kälte. Der Weiße zog den Kopf ein und wuchs kaum noch. Den Grünen erwischte es in seiner ganzen Pracht und er erfror. Jetzt liegen die Stangen braun und verrunzelt auf dem Feld in Elsendorf im südlichen Landkreis Kelheim herum. „Ich geh nicht aufs Feld. Ich müsste weinen, wenn ich das sehe“, sagt Elfriede König. Die 72-jährige Elsendorferin hat 40 Jahre Erfahrung im Spargelanbau. Sie weiß, dass das Wetter dem Spargel übel mitspielen kann. Aber mitanschauen kann sie es nicht.
Elfriede König und ihr Mann Karl betreiben den einzigen Spargelhof in Elsendorf – und wohl den kleinsten in der ganzen Region. Auf 0,4 Hektar Feld ziehen sie den Spargel groß, hegen und pflegen ihn in den schmalen, erhabenden Ackerbeeten, den sogenannten Bifängen. Wenn es kühl ist, deckt Karl König das Erdbett mit einer schwarzen Folie ab. Sie zieht die Wärme an. Wenn es dem Spargel zu warm wird, dreht er die weiße Seite der Folie nach oben. Sie hält die Wärme ab. Der 78-Jährige tut alles, um es seinen weißen und grünen Sprösslingen recht zu machen. Schließlich hängt von deren Gedeihen das eigene Geschäft ab.
Das Herzstück des Spargelhofes
Das Geschäft spielt sich im kleinen Hofladen ab, dem Herzstück des Hofes. Elfriede König hat den Laden fest im Griff. Wenn ein Auto knarzend über den Schotter in die Hofeinfahrt rollt, steht sie schon bereit. Sie lacht den Kunden entgegen und fängt offenherzig an zu erzählen: Von der schwierigen Ernte dieses Jahr und von ihren Söhnen Karl und Helmut, die auch in Elsendorf leben und der Stolz der Eltern sind, und vom neunjährigen Enkel Moritz, der Anfang Mai seine Erstkommunion feierte. Elfriede König erzählt ihren Kunden alles, was ihr auf dem Herzen liegt. Die Geschichten gehen der 72-Jährigen nie aus. Dann reicht sie den Spargel in Tüten verpackt über den Tresen. Es sind nicht nur Geschmack und Qualität, die die Kunden bis von Regensburg und sogar von München in den 2100-Einwohner-Ort locken. Es ist auch Elfriede Königs Herzenswärme, die anzieht, wie die Sonne den Spargel.