David Katzar ist gläubiger Zionist, Abu Hassan palästinensischer Aktivist. Wir haben die Frage gestellt, die beide umtreibt.
David Katzar ist in dem Land angekommen, das er „unser Land“ nennt. 48 Jahre hat er in Deutschland gelebt, genauer gesagt in Regensburg. Jetzt, da er mit seiner Familie nach Israel ausgewandert ist, muss er keine lästigen Fragen mehr beantworten, warum er eine gehäkelte Kappe auf dem Kopf trägt. Er muss nicht mehr erklären, warum Fleisch und Milchprodukte bei ihm nicht auf einen Teller kommen. Und er muss sich nicht mehr dafür rechtfertigen, warum er seine Kinder nach der Tora erzieht. Wenn Katzar „unser Land“ sagt, dann meint er nicht nur die neue Heimat seiner Familie, wo er seine Kinder erziehen will und sich verwurzelt fühlt. Er spricht auch vom Gelobten Land, auf das die Juden ein Recht hätten. „Niemand wird uns hier wegbringen“, davon ist der gläubige Jude überzeugt.
Vor zwei Jahren ist der 50-Jährige, der die Jüdische Gemeinde in Regensburg leitete, mit seiner Familie nach Tal Menashe gezogen. Das 600-Einwohner-Dorf liegt in den besetzen Gebieten im Nordwesten des Westjordanlandes. „Wir sind die sogenannten Siedler“, sagt Katzar mit einem ironischen Unterton. Dabei ist es ihm eine ernste Angelegenheit. Die Grenzen Israels reichen vom Mittelmeer bis zum Jordan. Das ist für Katzar nicht verhandelbar.
Abu Hassan sagt: „Fanatiker“
Abu Hassan bezeichnet religiöse Zionisten wie David Katzar als „Fanatiker“. Aus Sicht des Palästinensers hätten die Juden kein ernsthaftes Interesse daran, Frieden zwischen Israel und Palästina zu schließen und zwei Staaten zu gründen. „Ihr Ziel ist ein großes Israel“, sagt der Aktivist. „Wenn ein Staat Palästina gegründet werden würde, wäre für sie dieser Traum zu Ende.“ Abu Hassan ist in Jerusalem geboren, genauso wie sein Vater und Großvater. Der 50-Jährige ist mit einer Deutschen verheiratet und zieht seine beiden Töchter in der heiligen Stadt auf. Doch Abu Hassan ist nicht religiös. Jerusalem ist seine Geburtsstadt, hier will er auch alt werden.
Bis zum Tod Jassir Arafats im Jahr 2004 hat Abu Hassan in der Palästinensischen Autonomiebehörde gearbeitet, einer quasistaatlichen Einrichtung mit Sitz in Ramallah. Im Auftrag der Behörde ist er durch das Westjordanland gereist und hat in Dörfern, an Schulen und Universitäten Workshops zur politischen Aufklärung gegeben. Die Motivation dahinter erklärt Abu Hassan so: „Wir wollten den Leuten die Hoffnung geben, dass wir für beide Seiten Frieden und eine Zweistaatenlösung erreichen können.“
Der Text ist auf einer Recherchereise nach Israel im Februrar 2016 entstanden. Hier ist der komplette Beitrag zu lesen!