Vor 15 Jahren galt Deutsch in Israel noch als Täter-Sprache. Heute begeistern sich junge Israelis für die deutsche Kultur.
Am liebsten würde Yonathan Kaplun sofort seine Koffer packen und nach Berlin ziehen. Der junge Israeli steht kurz vor seinem Abitur in Haifa – nicht gerade der beste Zeitpunkt, um auszuwandern. Doch die deutsche Hauptstadt hat es ihm angetan. „Ich mag Berlin, ich liebe Berlin“, sagt der 17-Jährige und wippt von einem Bein auf das andere. Unter der schwarzen Strickmütze spitzt ein dunkelblonder Haarwirbel hervor. Mit seiner hochgekrempelten Jeans und den Stoff-Sneakern würde Yonathan problemlos als Berliner Hipster durchgehen.
Seit vier Jahren lernt er an der Chugim-Schule in Haifa Deutsch. Zweimal pro Woche kommt er für den Sprachunterricht hierher, denn an seiner Schule im etwa zehn Kilometer entfernten Ort Nescher wird Deutsch nicht angeboten. Viermal ist er insgesamt schon nach Berlin gereist, das letzte Mal vor rund zwei Monaten.
Schwärmen für Deutschland
Auch Maya Gafin war in Deutschland, noch bevor sie anfing, die Sprache zu lernen. Die heute 17-Jährige wurde für ein Austausch-Stipendium ausgewählt und konnte einen Monat lang reisen – nach München, Berlin, Hamburg, Köln und Lindau. „Meine Freunde in Deutschland haben gesagt, dass ich ein gutes Sprachgefühl habe“, erzählt sie. Das war vor drei Jahren. Seitdem besucht auch sie regelmäßig den Deutschunterricht an der Chugim-Schule. „Ich möchte Deutsch irgendwann perfekt können“, sagt sie.
Der Text ist bei einer Recherchereise nach Israel im Januar 2016 entstanden. Der Beitrag ist im Wochenendmagazin der Mittelbayerischen Zeitung erschienen und hier komplett zu lesen!